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10.10.2023

Kontrollierter Abbrand

Indramat? Kennt das noch jemand? Gesellschaft zur Industrialisierung-Rationalisierung und Automatisierung, gleich um die Ecke, aus Neuwied. Irgendwie schon bedauerlich, aber auch ein sich wiederholendes Muster in der Geschichte, wenn ein Name zerkauft wird und ein technologischer Vorreiter nur noch in Form von Refurbished-Buden in Erscheinung tritt.

Jedenfalls und mittem in den Messe-Vorbereitungen, hat es nun die eine Fräsmaschine gelähmt, in deren Bedienung ich unterwiesen bin: Die Servos der drei Achsen fahren, aber die Spindel läuft nicht an. Manchmal aber dann doch, nur dann bleibt sie (außer durch Not-Aus) nicht mehr stehen. Kurios, aber der Thyristorregler scheint ja grundsätzlich also noch zu funktionieren. Im Fehlerfall ist nur das Summen des Feldreglers zu hören, sonst tut sich nichts, und der Hauptantrieb ist in grober Folge der Existenz und eines sich solcherart benehmenden Feldreglers tatsächlich ein Gleichstrommotor.

Da es im Schaltschrank unverdächtig riecht und zumindest die übrige Klapperschaltung erwartungsgemäß klappt, scheint der Regler sich andererart gehemmt zu fühlen, namentlich durch Melde-, Freigabe- und Sollwertsignale, die ihrerseits der Heidenhain-CNC-Steuerung entspringen.

Der Verdacht erhärtet sich recht bald, denn auf der Platine des Reglers wohnen zwei Relais für Meldekontakte, und ein Kontakt für die Stillstand-Meldung ist der Messung nach mittelohmig. Konsequenterweise weiß die Steuerung also machmal nicht so recht, ob die Spindel steht oder nicht. Gefühlvolles Herumgeklopfe auf dem Relais macht den Kontakt zumindest für den Moment wieder niederohmig und alles läuft wie gewollt.

Das passiert also, wenn man elektromechanische Kontakte mit sehr geringem (Signal-)Strom betreibt: Nichts. Langfristig aber schon, denn ohne Strom bleibt auch die Selbstreinigung der Kontakte aus. Also flugs etwas Strom hineinkonstruiert in Form eines RC-Gliedes; 3,3kOhm liefern etwa 8mA bei 24 Volt, der Kondensator sorgt für eine milde Stromspitze im Schaltmoment. Letzteres trägt der Lebensdauer eines Kontaktes zwar nicht bedingungslos zu, aber das Relais ist 35 Jahre alt und wenn es zulasten einer verminderten Restlebensdauer die nächste Weile dafür sicher schaltet, ist das zweckmäßig. Bis dahin ist Ersatz organisiert.

04.11.2022

Wirklich, wir reparieren alles.

Diesmal nicht bohren, sondern sägen. Und zwar einmal in kreisender Bewegung und einmal mehr in reziprokierender Dynamik.

Im zunächst benannten Sachverhalt geht es um eine Mafell-Handkreissäge aus dem vorigen Jahrhundert und Jahrtausend, die zu einer Tischkreissäge umfunktioniert wurde. Die Lüsterklemme deswegen, in Tateinheit mit verzinnten Aderenden. Das defekte Bauteil ist ein Entstörkondensator, und zwar ein kombinierter XY-Kondensator. Das ist wichtig, insbesondere das Y, da es einen Kondensator mit verstärkter Isolation bezeichnet. Diese ist notwendig, da das (elektrich leitende) Gehäuse der Maschine über diesen Kondensator mit Phase und Neutralleiter verbunden wird.

Mit X ist die zweite Hälfte der Kombination gemeint, nämlich der Kondensator zwischen Phase und Neutralleiter. Ein Kurzschluss ist hier nicht mehr unmittelbar lebensgefährlich, aber der Kondensator sollte zwecks Vermeidung von Rauch und Feuer ein absehbares Ausfallverhalten haben.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Entstörbauteile einmal ausfallen. Ersatz gibt es in guter Qualität und gänzlich kompatibel zum Beispiel von Miflex.

Der zweite Patient ist eine Bosch(Blau-)Stichsäge, Typ GST150. Diese wollte zwar anlaufen, aber dann nicht mehr weiterlaufen.

Ein Bisschen intuitives Herumpfriemeln lenkte die Aufmerksamkeit des Ingenieurs dann auf einen rosaroten Widerstand auf dem Drehzahlregler. Um die Klebepampe herum lassen scharf umsäumte, bräunliche Flecken auf Rost schließen - der Widerstand scheint aber nicht sonderlich warm zu werden, denn dann wären die bräunlichen Flecken auslaufend und nicht scharf umsäumt. Die Messung mit dem Multimeter bestätigt alsbald den Verdacht: Anstelle von rot-violett-orange hat der Widerstand nix. Wobei rot-violett-orange eigentlich 27kOhm wären (das weiß man doch), und nix definitiv zu viel ist.

Nachdem also und schließlich der 10-Cent-teure Widerstand auf der 37,52-Euro-teuren (Ersatzteil: 1607233560) Platine ausgewechselt ist, sägt die Maschine wieder tadellos. Wahnsinn.

22.10.2022

Nur nix schleifen lassen

Manchmal kann es so einfach sein, gar kurz und schmerzlos gewissermaßen aber umso befriedigender gleichermaßen.

So trug es sich also zu, dass diese wunderschöne Degen-Flachschleifmaschine nach der Verbringung an ihren neuen Aufstellort die Sicherungen ausbläst, anstatt vorzuschieben. Beatchtlich ist, dass diese Maschine ja für jedes Gewerk ein Abenteuer vorhält: Die Schleifbahn ist hydraulisch angetrieben, elektromechanisch über Asynchronmotor und Spindel erfolgt die Zustellung und über elektronische PWM an einem Gleichstrommotor wird der Schleifzyklus vorangetrieben, der insbesondere ursächlich für die Kurzschlüsse vermutet wurde.

Die elektronische Ausrüstung ist aber mindestens älter, fast aus einer Zeit, wo noch Schaltpläne und Datenblätter dienlich waren. So konnte rückwärts durch die Gesamtheit der Verdrahtung hindurch Bauteil für Bauteil, über Gleichrichter und Stromsteller hinweg, für gut befunden werden. Der leidlich selbst herbeiführte Fehler schließlich stellte sich heraus als ein Draht, der angesichts der vor ihm aufwartenden Lüsterklemmen-Reihe in eine falsche Klemme abgebogen war.