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12.12.2021

Bizerba, bizarr

Der heiteren Ausgestaltung des Vorabendprogrammes dienlich erwies sich heuer diese Steuerplatine aus einer Knochen-Bandsäge von Bizerba. Der Eigentümer hat glaubhaft versichert, dass der Umstand des Besitzes derselben ausschließlich der freizeitlichen Betätigung als Jäger geschuldet ist.

Der Eigentümer vermutet Kontaktprobleme in der Elektronik. Der einigermaßen vorsintflutlichen Konstruktion wegen lag es daher nahe, zunächst die beiden Kontaktsätze zu untersuchen, was auch sogleich zum Erfolg führte. Möglicherweise hat eine Undichtigkeit im Einbauraum der Platine dazu geführt, dass diese außerdem mit einer transparenten wie klebrigen Substanz überzogen war, was den Abbrand der (offenen) Kontakte begünstigt hat.

Die Schaltung ist derart gestaltet, dass eines der Schütze die Motorwicklung an die Netzspannung schaltet, und ein zweites die Wicklung mit einer elektronischen Bremse verbindet. Abgebrand war hier ersteres Schütz, seines Zeichens eine Bauart der (heute nicht mehr auffindbaren) Firma Eichhoff. Glücklicherweise bietet die Firma Tripus gleichwertigen und günstigen Ersatz an. Selbst die Bremsplatine gibt es dort.

Die finale Rechtfertigung einer Ingenieurdienstleistung in Form dieser Reparatur erbrachte schließlich die Etikettierung der beiden Schütze. Etwas verwunderlich nämlich war die Erkenntnis, dass die beiden Schütze verschiedene Anker besaßen - einer kupfern, einer silberfarbig. Nach Messen der beiden Spulen und etwas Grübeln über den Leiterbahnen auf der Platine fiel am späten Abend dann der Groschen: Die Etiketten waren wohl einst abgefallen, und jemand hatte das Etikett mit der 24V-Spulenspannung auf das Schütz mit der 230V-Spule geklebt...

03.12.2021

Väderstad Control Station

Auch vor der Landwirtschaft macht die Digitalisierung glücklicherweise leider keinen Halt.

Mit einem recht dekorativen Weihnachtsbaum wie dem nebenstehenden kann mann beispielsweise Landmaschinen von Väderstad bequem vom Fahrersitz im Traktor steuern. Dieser Umstand ist beachtlich, umsomehr, wenn man vielleicht zu Kindertagen noch in Berührung mit den gänzlich unelektrifizierten Sämaschinen in Opas Scheune gekommen war.

Mit der ganzen Elektronik geht heute eine ganze Menge mehr, und unvermeidbar auch kaputt. Einmal mehr raffte es bei diesem Exemplar einer Bedieneinheit das Display dahin.

Laut Datenblatt ist das Display mindestens zehn Jahre alt, eher älter. Und obwohl gewiss stets bemüht, ist besagtes offensichtlich nicht mehr Herr über alle Spalten seiner Matrix.

Nun besteht das Display aus einer Platine mit Steuerelektronik und meistens dem Display-Glaskörper selbst. Dieser wiederum gliedert sich in zwei Glasscheiben, die eine mit unsichtbaren horizontalen Leiterstreifen und die andere mit vertikalen bedampft. Jeweils im Kreuzungspunkt der Streifen befinden sich schließlich die einzelnen Punkte der Matrix. Es werden üblicherweise dann die Leiter einer Richtung, nämlich hier die horizontalen Zeilen, mit einem schwach leitfähigen Gummi auf die Platine kontaktiert. Die Leiter der anderen Richtung mit einem Folienleiter.

Dass bei diesem Display viele Spalten ausgefallen sind, nährt den Verdacht, dass sich der Folienleiter Kontaktprobleme angeeignet hat. Es handelt sich bei diesem Folienleiter, und das ist nicht weniger spannend als schwach leitfähige Gummis, zunächst um eine isolierende Trägerfolie. Auf diese sind schwach leitfähige Streifen aufgedampft, und dieses zweckdienlicherweise im gleichen Raster, wie die Streifen auf dem Glas. Darauf einigermaßen gleichmäßig verteilt wurde ein Gemisch aus Heißkleber und einigermaßen scharfkantigen, winzigen Metallkrümelchen. Das Ganze wird dann gewissermaßen auf Kontaktflächen aufgebügelt und nennt sich dann treffenderweise Heat Seal Connection. Die Kontaktierung selbst erledigen dann in statistischer Art und Weise die im Kleber eingebetteten Metallkrümelchen.

In der Nachahmung ebendieses Verfahrens begründet sich schließlich die Reparatur, indem der Folienleite mittels heißer Luft zunächst von der Platine gelöst wird. Sodann wird der bestehende Kontaktbereich vorsichtig um einige Millimeter eingekürzt um schließlich ein frisches Stück der Heißkleber-beschichteten Folie erneut bei etwa 150°C aufzubügeln.

Ob das nun die endgültige Lösung bleibt, wird die Zeit zeigen müssen; Väderstad bietet jedenfalls vorbildlicherweise das Display als Ersatzteil an, inklusive Austauschanleitung.

31.10.2021

Drei Groschen für die Umwelt

Es muss nicht immer die ganz große Nummer sein, um die Welt ein bisschen besser zu machen.

Diese beiden Heckenscheren von Bosch verkürzen bereits viele Jahre erfolgreich und anstandslos jedes noch so knallorangene Verlängerungskabel. Die ältere der beiden tat dies nicht nur baujahrbedingt sogar noch etwas länger, da nämlich die jüngere nun ankerbedingt ausgefallen ist. Es ist ja glücklicherweise nicht besonders viel drin in dem Gerät, und das was drin ist, ist größtenteils noch als Ersatzteil zu kriegen. Bilanz am Nachmittag: 30€ für den Anker gegen 130€ für eine neue Heckenschere und eine frisch frisierte Hecke.

Davon abseits eröffnet sich in Anbetracht beider vorliegender Geräte ein schöner Einblick in die Weiterentwicklung bei Heckenscheren: Der Motor ist zwar unverändert ein Universalmotor, aber die beiden Mikroschalter aus dem alten Gerät wurden neuerlich durch eine raffinierte Differenz-Mechanik ersetzt. Nämlich nur wenn beide Handgriffe zugleich betätigt werden, erhebt sich auch das weiße Zahnrad und gibt den Mikroschalter frei.

Konstruktiv haben die Ingenieure Poka Joke wie aus dem Lehrbuch angewendet (möglicherweise kann man Poka Yoke auch nur genau wie im Lehrbuch anwenden): Fast alle Einzelteile sind irgendwie so beschaffen, dass sie nur an einer Stelle und dort auch nur in einer (zumeist der richtigen) Richtung hineinpassen.

Der zweite Kandidat am frühen Abend gehört zu einem UV-Filter. Ein Varistor in der Schutzbeschaltung des Vorschaltgerätes ist über die Jahre ermüdet und geplatzt.

Fazit: Bauteil für 15 Cent ersetzt und der Wegwerfgesellschaft ein Bollwerk entgegengesetzt.